Eine unbeschreibliche Reise - Tag 11
Tag 11- Mille Crocodile in die Wasser ???
Die Nächte in Magotho sind äußerst belebt. Von allen Seiten tönen Tierrufe und wir werden in schöner Regelmäßigkeit aus dem Schlaf geschreckt. An Schlaf ist nicht mehr zu denken, als drei Hyänen sich ein Impala als Opfer auserkoren haben und das Impala dem Irrglauben erliegt, dass es durch Umkreisen unseres Lagers seinen Verfolgern entkommen kann. Immer wieder hört man die hässlichen Rufe und das Keuchen des Impalas und wenn die Hyänen an unserem Zelt vorbei rennen, scheint der Boden zu beben. Dass sie bei diesem Tempo noch ihr gehässiges Lachen ausstoßen, dient wohl der Einschüchterung des Opfers.
Dragan und ich stellen uns ans Fenster und schauen uns im Mondschein die Jagd an, bis alle vier Tiere irgendwann in der Ferne verschwinden. Wir brauchen lange, bis wir wieder einschlafen.
Am sehr frühen Morgen schließlich weckt uns ein Zebra, das sich auf der Lichtung hinter unserer Campsite befindet und einsam nach seiner Herde ruft. Damit ist unsere Nachtruhe endgültig beendet.
Mit einer heißen Tasse Kaffee werden die wenig erfrischten Lebensgeister geweckt und die Kälte zieht unangenehm durch die Glieder.
Ulla und Sigi fühlen sich noch weniger erholt, die Nacht war kalt und ihre Schlafstätte alles andere als bequem, da sie provisorisch in Nambas Zelt untergebracht waren, wo die fehlenden Matratzen durch Decken ersetzt wurden.
Nach einigen Funkkontakten mit „Sammy, Sammy, Sammy, come, come, come“ erfahren wir zu unserer Beruhigung, dass die Begleitcrew auf dem Weg nach Kasane gesehen worden ist. Wer die Örtlichkeiten kennt, weiß, dass das eine sehr unpräzise Information ist, die keine Vermutung darüber zulässt, wann die Crew endlich auf der Campsite eintreffen wird.
Unser Weg führt uns selbstverständlich als erstes zu dem Löwen. Es hat Gesellschaft von einer jungen Löwin bekommen. Ihr nasses Fell zeigt uns, dass sie durch den Fluss geschwommen ist. Trotz ihrer verschiedenen Annäherungsversuche lässt das Löwenmännchen sie nicht an seine Beute, den Wasserbock, von dem nur noch der Kopf, eine Schulter und das Gerippe mit Fleischresten übrig sind. Als sie ihm zu nah kommt, jagt er sie fort und sie trottet die Piste entlang. Doch sie bleibt nicht lang weg und kommt zurück.
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Auf der Weiterfahrt treffen wir auf Nama-Nachtflughühner, die ein sehr hübsches olivfarbenes Gefieder aufweisen und eine besondere Eigenschaft haben, zu der ich euch nachher befragen werde. |
Anschließend fahren wir weiter in Richtung Moremi, finden eine Herde Zebras und Impalas, die plötzlich in eine Massenflucht ausbrechen. Also suchen wir den Busch genauestens ab, aber kein Raubtier lässt sich entdecken.
Nach einem langen, aber wildlosen Drive kehren wir an den Khwai zurück, wo ein Schwarm Sporengänse in großen, hektischen Kreisen um den Flussarm zieht. Danach lassen sich die Vögel am Ufer nieder und wenige Sekunden später, wie auf ein Zeichen flattern sie hoch und ziehen neue Runden und das Spiel beginnt von vorn.
Unsere Gamedrive am Morgen sollte etwas länger ausfallen als gewohnt, da wir abends eine kürzere Nachtfahrt machen würden.
Namba fragt uns, wo wir jetzt hinfahren möchten und Dragan entscheidet sich für die Löwen. Das Weibchen ist verschwunden und das Männchen liegt tief im Gebüsch versteckt, so dass wir ohne zu Halten weiterfahren.
Es geht wieder die breite Zufahrtsstraße entlang und plötzlich hören wir sehr merkwürdige Geräusche in der Ferne. Hohe schrille Rufe, und so fragen wir Namba, was das wohl für ein Tier sein mag. Er bremst und lauscht und stellt dann fest: „Das sind Leute“. Er biegt sofort in einen kleinen Seitenpfad in den Busch ab, wo wir einen Flussarm entlangfahren. Und dann sehen wir auf der anderen Seite des Flusses eine Frau mit einem Jungen. Wir halten an und Namba steigt aus und verjagt damit ein Flusspferd, das mit viel Getöse untertaucht. Eine völlig gespenstische Kulisse! Wir wissen weder, wo die beiden herkommen, noch wieso sie hier durch die Wildnis laufen, noch wie sie den Fluss überqueren können. Namba ruft ihnen, soweit wir das an seinen Gesten erkennen können, zu, dass sie zurückkehren müssen, dass es hier keine Möglichkeit gibt, über den Fluss zu kommen. Mehr verstehen wir nicht, unser Setswana ist immer noch nicht gesellschaftsfähig!
Mutter und Sohn trotten in die Richtung, die Namba ihnen gewiesen hat, und wir erhalten eine kurze Einweisung in die Lage: die Leute haben sich im Busch verlaufen, sie versuchen, zur Hauptstraße zu finden und wir fahren jetzt heim und holen Hilfe.
Ich erlaube mir noch den Scherz, dass es sich vielleicht um die verloren gegangene Crew handelt, da bricht Namba in schallendes Gelächter aus. Das war auch wirklich eine dumme Bemerkung, denn die Crew wird ja nicht aus Mutter und jugendlichem Sohn bestehen!
Es geht wieder im Schumachertempo durch den Busch und unterwegs wird jeder Game Driver instruiert, dass sich Leute im Busch verlaufen haben.
Namba setzt uns in unserem Camp ab und fährt sofort wieder zurück.
Unsere zur Neige gehenden Vorräte sind an diesem Morgen von den anderen Teams aufgestockt worden. Wir sind beeindruckt, wie gut die Gemeinschaft der Game Driver zusammenhält. Ein leckerer Brunch und dann haben wir bis zum Abend frei. Wir sind gespannt, ob wir tatsächlich auf dem Nachtgamedrive die 1000 Augen im Wasser sehen werden.
Wir haben viel Zeit vor uns und Dragan geht auf Vogelfotojagd, während ich den afrikanischen Wäschebaum ziere.
Dies sind die einzigen Wolken, die wir in Afrika in diesem Urlaub gesehen haben. Sie entstanden aus dem Nichts und verschwanden gleichfalls wieder in dasselbe. | |
Das ist der bekannte Wäschebaum. |
Erst gegen vier Uhr kommt Namba zurück und ein weiteres Auto folgt ihm. Zu unserer Überraschung steigen Mutter und Sohn aus dem Wagen und sofort stürmt die Mama auf Dragan und mich zu und umarmt uns auf Herzlichste!
„You saved my life!“ ruft sie. „ We slept with Lions, we slept with Hippos and we slept with crocodiles! You saved my life! I was so afraid!“
Und nun sehen wir auch, dass sie nicht in Begleitung eines Jugendlichen, sondern eines Mannes mit Bushman-Zügen ist.
Es ist tatsächlich die Crew von Sigi und Ulla! Sie waren auf dem Weg von Maun zu früh abgebogen und haben sich im Fluss festgefahren. Nach einer Nacht im Auto haben sie am Morgen entschieden, zu Fuß loszuziehen, weil offensichtlich niemand dort, wo sie waren, nach ihnen suchte.
Und ohne Funkgerät und Satellitentelefon blieb ihnen wohl keine andere Alternative übrig.
So wird jedenfalls unser Camp wieder neu belebt. Während Sox und Tshidi schon damit beginnen, einen Teil unserer Ausrüstung zu verpacken, werden weitere Zelte aufgebaut. Ulla und Sigi werden die nächsten beiden Nächte auf „unserem“ Platz bleiben.
Unser Nachtgamedrive ist eine sehr kalte Angelegenheit. Sobald die Sonne untergeht, sinken die Temperaturen und in warmen Decken und dicken Jacken eingepackt lassen wir nur die Nasenspitze herausschauen. Fotografieren ist ohnehin nicht wirklich möglich, nur ein Bild von einer Wildkatze ist einigermaßen brauchbar, besser gesagt, man sieht etwas darauf.
Zum Abschied von Magotho wünschen wir uns noch die „Mille Augen in die Wasser“, von denen unser italienischer Freund ausgiebig geschwärmt hat.
Und so stehen wir ein letztes Mal am Khwai, im Dunkeln und Namba lässt den Lampenschein über das Wasser gleiten. Es tauchen zwar ein paar Hippo-Augen auf, außerhalb des Wassers, aber im Wasser: nix, nada, tote Hose. Kein einziges Auge leuchtet uns entgegen und so vermuten wir, dass wir die 1000 Krokodile im Wasser genauso ins Reich der Märchen verbannen können wie den Kampf der beiden Löwen.
An diesem Abend genießen wir die Lagerfeuerromantik und werden von unseren Begleitern mit Liedern unterhalten. Bei zwei Crews kommt ja schon fast ein Chor zustande.
Damit kommen wir zu heutigen Frage.
Welche Besonderheit zeichnet die Trinkgewohnheiten des Namaqua-Nachtflughuhns aus? |
Hier sind die Bilder des heutigen Tages: 20100828_Khwai
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