Eine unbeschreibliche Reise - Tag 17
Welcher optischen Täuschung fallen Bushmänner nicht zum Opfer?
Man sollte sein Quellen immer sofort aufschreiben. Das habe ich leider versäumt, aber es war meines Wissens in einer Quarks und Co-Sendung, wo ich gelernt habe, dass sich Buschmänner hiervon nicht täuschen lassen:
Für einen Buschmann ist sofort ersichtlich, dass die langen Geraden die gleiche Länge haben.
Tag 17: Fünf Leoparden reichen nicht
Natürlich haben wir ein klares Ziel vor Augen: es fehlt noch der Gepard auf der Liste der Tiersichtungen und es muss unbedingt ein schwarzmähniger Kalahari-Löwe vor die Linse. Insofern hat Namba am heutigen Tag eine klare Aufgabe.
Er hat uns gestern abend hinreichend über die gefährlichen Kalahari-Löwen informiert: kein nächtlicher Toilettengang und Duschen nur im Hellen! Für alle Notfälle wurde jedes Zelt mit einem Pipi-Eimer ausgestattet. Wenn das kein eindeutiger Hinweis darauf ist, dass die Löwen direkt hinter uns im Busch auf uns warten? Es kann nichts mehr schief gehen. Ihr Löwen, wir kommen!
Dass in dieser Nacht weit und breit kein Löwe zu hören war, hält uns natürlich nicht ab. Voller Tatendrang sitzen wir wie immer gegen sieben Uhr auf der Hühnerleiter und ab geht’s in die unendlichen Weiten der Kalahari-Pans.
Zunächst einmal werden wir mit den laut Reiseführer sehr seltenen Honigdachsen beglückt, die nicht nur einzeln auftreten, sondern gerne mal im Doppelpack, oftmals auch in der Nähe von Schakalen und Singhabichten, die die Frechheit besitzen, das Kleinvieh, das beim Ausbuddeln der Honigdachse nach hinten weg fliegt, sofort wegzuschnappen.
Danach stöbern wir eine Gemsbock-Familie auf, gefolgt von einem schwarzen Vogel (long Tailed shrike), den ich unbedingt im Gegenlicht fotografieren muss.
Und das ist auch gut so! Denn während ich noch mit meinen Kamera-Einstellungen beschäftigt bin, brummt es vorne in der Kabine „grmgrmgrm … hunting“. Aus dem Augenwinkel sehe ich etwas Katzenartiges vor unserem Auto die Piste überqueren, drücke schnell auf den Auslöser, damit der schwarze Vogel verewigt wird.
Gespannt schauen wir ins Gras rechts von der Piste, wo eine Katze sich kaum sichtbar in den Boden drückt.
Es ist ein Leopard. Man zähle nach: der sechste in diesem Urlaub!
Und nun hört man in dieser einsamen Landschaft, wo uns an diesem Morgen NIEMAND begegnet ist, Automotoren. Zwei Landies kommen uns entgegen.
Namba gibt ihnen ein Zeichen, dass sie anhalten sollen, aber die Wagen sind voll beladen und offensichtlich auf der Durchreise. Der erste Landy fährt weiter. Nun fährt auch Namba an und stellt sich direkt neben die Katze ganz links auf die Piste. Er gibt erneut Zeichen, dass die Landies anhalten sollten.
Sie warten kurz, ich schieße ein paar Bilder des Leoparden, der sich an seine Beute anschleicht:
Doch dann sie fahren weiter! Ganz offensichtlich sehen sie nicht, was wir grad sehen. Namba setzt zurück, um die Piste für sie frei zu machen.
Das freut weder den Leoparden, der genervt zurückschaut, noch uns.
Blindfische!!! Das ist noch unsere harmloseste Bezeichnung!
Und als die Insassen der Landies jetzt endlich entdecken, was da im Gras liegt, da bleiben sie stehen und wir bekommen sogar ein freundliches „Thumbs Up“ für unseren Fund.
Und uns bleibt nichts anderes übrig, als unseren von einem Landrover verstellten Logenplatz zu verlassen und einige Meter weiter zu fahren, wo wir erneut den Leoparden im Blickfeld haben.
Wir warten nur eine Minute und plötzlich stieben aus dem Gras ein Schwarm Perlhühner und ein Leopard hoch. Der Leopard greift mit einer Pranke nach seiner Beute und als wir schon denken, er hat sie verfehlt, da streckt er die andere Pranke aus und fischt sich ein Perlhuhn aus der Luft.
Wow! Wow! Wow und dreifach Wow! Wir sind überwältigt!
Ich habe grad zuvor die Kamera abgelegt und somit gibt’s davon keine Fotos. Nur im ersten Moment stört es mich und dann denke ich: das hätte ich nie und nimmer durch den Sucher einer Kamera erleben wollen.
Alex ist überwältigt und sauer zugleich, er hatte im Display der Video-Kamera nichts gesehen, weil nach der Umparkerei die Sonne darauf schien. Er hat einfach nur drauf gehalten und wir haben erst in Deutschland gesehen, dass er die Szene gefilmt hat.
Und hier ist das Ergebnis.
Nach seiner erfolgreichen Jagd trottet der Leopard durch das Gebüsch für uns nicht mehr sichtbar davon.
Wir genießen umso mehr den restlichen Gamedrive, auch wenn uns vor allem der CKGR-“Standard“ erwartet: Singhabichte, Erdhörnchen und Springböcke.
Am Wasserloch drängen Oryxe und Springböcke. Es ist wirklich brütend heiß. Auf der Heimfahrt fahren wir noch bei Herrn Strauß vorbei und dann geht es zur verdienten Mittagspause mit Tshidis perfektem Brunch, von deren Bacon and Eggs wir heute noch schwärmen.
In unseren Waschbecken, die Sox nicht ausgeleert hat, haben sich Dutzende von Bienen auf der Suche nach dem kostbaren Nass ertränkt.
Der Nachmittagsdrive bietet uns die gleichen Tiere. Wir sehen keine Raubtiere, aber der Leopard von heute morgen sollte uns ja nun wirklich genügen.
Der Abend wird von einem typischen Botswana Sonnenuntergang gekrönt und das Abendessen verwöhnt wie immer unsere Gaumen mit zartem Fleisch und Kartoffeln.
Die Frage des heutigen Tages ist besonders einfach: Wer versteckt sich hier?
Die Fotos des heutigen Tages findet Ihr hier: 20100903_CKGR
Der gestrige Tag ist hier: Eine unbeschreibliche Reise - Tag 16