Frau

 Massai-Frau

Ich habe dich in Kenya kennengelernt. Ich bin in deine dunkle Hütte eingetreten. Ein Rindsleder in den Ecken aufgehängt, dein Bett. Dein neugeborenes Baby schlief in deinen Armen. Du bist aufgestanden und hast schüchtern gelächelt.

Ich gab dir ein wenig Geld, einen knallroten Short für deinen Mann und ein Lächeln im Dunkeln. 

Du gabst mir deine Aufmerksamkeit, das Gefühl, deine Privatsphäre verletzt zu haben, und das Wissen, dass der Reichtum deines Lebens für Besucher unerreichbar ist. 

San-Frau

Ich habe dich in Botswana kennengelernt. Ich bin in dein Dorf eingetreten. Karge, staubige Erde, ein flimmernder Horizont. Am Boden hockend, einige einfache Armbänder und Halsketten vor dir im  Sand ausgebreitet,  wusstest du nicht, wie du sie verkaufen solltest, aber du lachtest. 

Ich gab dir  eine Berührung meiner hellblonden Haare, ein wenig Geld und ein Lächeln.

Du gabst mir  ein Halsband aus trockenen Früchten und winzigen Holzplättchen, helles Lachen und das Wissen, dass der Reichtum deines Lebens für Besucher unerreichbar ist.

Himba-Frau

Ich habe dich im Internet kennengelernt. Rote Haut, die eine lange Narbe an der Seite deiner Brust hervorhebt. Auf deinen Knien sitzend trinkt dein Kind deine Milch und blickt mit wachem Auge in die Kamera.

Ich gab dir  Nichts.

Du gabst mir einen Einblick in deine Schönheit, deinen Stolz und das Wissen, dass der Reichtum deines Lebens für virtuelle Besucher unerreichbar ist.

Nenette 2010